Langzeittest Peugeot 307 SW
Berichte 2003

Monatsbericht Januar 2003


Bis zum letzten Tropfen, Tankanzeige, Bordcomputer und Tempomatnachrüstung.

Fahrgefühle

Der erste längere Familienausflug Berlin, die A9 runter bis Hermsdorfer Kreuz: Es blieb beim Fahrspaß pur, leicht eingetrübt durch ein gelangweiltes Gasbein. Da muss Abhilfe her. Vom Hermsdorfer Kreuz die A4 nach Eisenach durfte Leon endlich zeigen, wozu er knapp 110 PS in den Bergen gebrauchen kann. Und siehe da, die Kraftentfaltung kennt ihre Grenzen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der Sauberdiesel  FAP das schwere Geschoss etwas ausdauernder bergan geschoben hätte. Wirklich gefehlt hat aber nichts. Die Sitze sind immer noch prima, nach drei Stunden Fahrt stieg die Crew hinreichend entspannt aus und ging zur Tagesordnung über.

Post von Peugeot

Anfang Januar hatte ich an Peugeot geschrieben und mich über die Fehlfunktionen der Türfunktion der Mittelreihe (bei anderen Fahrzeugen) sowie über die nicht einsetzende Warnblinkautomatik bei Notbremsungen, diverse halbherzige und dem Handbuch widersprechende Warnmeldungen sowie die "ganz-oder-gar-nicht"-Mentalität der Spiegelanklappautomatik beklagt.

Auf eine Antwort zur Spiegelfrage (warum wird bei einer Deaktivierung der Spiegelanklappautomatik auch der Schalter in der Tür funktionslos?) warte ich bis heute, ebenso in der Sache mit den Warnmeldungen.

Von hinten aufgezäumt: Obwohl es mich nicht betrifft, ist die Antwort zu den Leseleuchten interessant, da sie als exemplarisch für den Umgang von Peugeot mit Kundenwünschen und Serienfehlern gelten dürfte: "… möchten wir anfügen, dass die Leseleuchten in der Mitte des Innenraums beim 307 SW anders konzeptioniert wurden. Eine Aktualisierung der Bedienungsanleitung ist vorgesehen." Heißt im Klartext: Das Ausbleiben der Türfunktion der Leseleuchten ist gewollt (von wem eigentlich?) und das Handbuch wird den mangelhaften Gegebenheiten angepasst. Für alle, die es in späteren Jahren einmal lesen: bei den ersten SW haben die Leseleuchten über der zweiten Reihe auch als Türleuchten (beim Öffnen des Fahrzeugs) funktioniert!

"Die automatische Warnblinker-Einschaltung wird erfahrungsgemäß bei Notbremsungen aktiviert, die nicht nur den Notbremsassistenten erfordern, sondern auch das ABS." Aha! Fakt ist: bei der Probefahrt habe ich den Wagen mit voller Besetzung (4 Erwachsene) heftig in die Eisen gezwungen und sowohl das Rubbeln des ABS als auch das Nachgeben des Bremspedals durch das Eingreifen des Assistenten in Erinnerung. Da werden wir wohl nochmals nachprüfen müssen, denn diese Extremsituation hatte ich seither wirklich nicht. "Diese Funktion ist als Warnung vor plötzlichen Bremsungen konzipiert, um den nachfolgenden Verkehr auf Autobahnen oder Landstraßen vor einem möglicherweise plötzlich stehenden Hindernis zu warnen." Vielmehr interpretiere ich eine Funktion hinein, die dem Nachfolgeverkehr signalisieren soll: Ich bremse am Anschlag meiner (beschränkten) Möglichkeiten, tue du das auch. Die vorausschauend heftige, vom Fahrer kontrollierte Bremsung deckt das leider nicht ab.

"Sollten allerdings Abweichungen gegenüber dem Serienzustand vorliegen, bitten wir Sie, diese Ihrem direkten Peugeot Vertragspartner mitzuteilen." Das ist besonders witzig, denn woher erfahre ich denn, was der Serienstand ist? - Da muss ich wohl dranbleiben und nachhaken.

Variable Intervallschaltung für Scheibenwischer vermisst

Leichter Nieselregen nervt: Häufig ist die Intervallschaltung zu schnell, oder man muss ständig nachhebeln. Hier vermisse ich eine variable Intervallschaltung, die ich vom alten Auto gewohnt war (Nachrüstung mit programmierbarem Relais). Ob das ein Argument für das Sichtpaket ist? Die Programmierung des Steckteils selig für 30 DM war prima: Intervall an, aus, und beim nächsten Bedarf wieder an: das Relais merkte sich den Abstand (3-45 Sekunden) und wiederholte so weiter bis zur Neuprogrammierung. Warum ist das nicht längst Serie?

Konstant falscher Verbrauch ungeachtet der Tankgewohnheiten

Dem schätzeisen Verbrauchsmessung wollte ich durch Änderung der Tankgewohnheiten abhelfen: Schluss nach dem ersten Klick der Pistole statt nach dem zweiten. Vielleicht ändert sich so die Entwicklung der Restmengenanzeige besser. Es ändert sich aber leider nichts, der Fehler wirkt dadurch sogar eher größer. Innerhalb von 14 Tankvorgängen hatte ich Abweichung von +2 bis -12%, die schlimmsten Ausreißer schon weggelassen, der Schnitt liegt bei -5% (er zeigt also permanent zu wenig an).

Gezielte Leerfahrt, trügerische Sicherheit, unsensibler Computer

Zum Kennenlernen eines Autos gehört bei mir auch das Austesten der Grenzen. Mit einem 5-Liter-Kanister im Kofferraum ignorierte ich sowohl die Restmengenwarnung bei 90 km Restreichweite als auch das Verschwinden der Restreichweitenanzeige bei etwa 30 Restkilometern (- - -). 500 Meter später beim Einrollen in die heimische Garage ruckelte der Wagen, "ESP/ASR deaktiviert" erschien im Display und der Motor ging aus. Er ließ sich noch genau einmal anwerfen um das Auto aus der Garage zu holen. Danach ging nichts mehr. Zu dem Zeitpunkt hatte ich 719 km hinter mir und die Tanknadel war in der Mitte der Null angelangt, also noch nicht einmal am Ende der Skala.

Die nachgeworfenen 5 Liter haben das Auto dann sicher zur Tankstelle gebracht, wo ich dann auf summa 59,6 Liter Benzin nachfüllte (ich hätte mehr erwartet). Die 5 Liter haben den Bordcomputer übrigens überhaupt nicht interessiert, die Tanknadel stand auch immer noch auf Null. Reichlich unausgegoren, das Ganze.

Tempomat nachgerüstet

Der Tempomat war damals nicht mit meinem Wagen bestellbar. Zum Juli gab es eine Anpassung: mein Motor hätte also doch ausgerüstet werden können. Also nachrüsten? Bei etlichen Opels geht das ja wunderbar schnell: Bedienhebel austauschen, und die Sache ist gelaufen, da alle Funktionen im Motorsteuergerät eingebaut und der Einfachheit auch gleich freigeschaltet sind. Warum soll man auch zwei Softwareversionen parallel pflegen?

Meine Peugeot-Werkstatt sagte mir vor zwei Monaten, darauf angesprochen: Nöö, nichts bekannt, geht nicht. Auf dem Zubehörmarkt bekommt man jede Menge Tempomaten mit Gasbowdenzug, aber nichts für elektronische Pedale. Die wüstesten Überlegungen hatte ich angestellt, hart am Rand der Legalität. Schließlich montierte ich die Lenkradverkleidung ab und sah einen freien, sichtlich kontaktierten Steckplatz (Leiterplatte mit Bauteilen). Neuerlich in der Werkstatt: ja klar, ich habe sogar so einen Hebel hier, will ich nachher in einen Diesel einbauen, so sieht er aus. Aber Benziner? Versuchen wir’s, bestellt, Termin gemacht.

Ende Januar stand ich dann eines Morgens in der Werkstatt, die Verkleidung offen, das Auto am Diagnosegerät. Meister und Mitarbeiter mühen sich redlich, die Freischaltung im Menüwust zu finden. Und finden nichts außer der Statusmeldung "Geschwindigkeitsregler vorhanden". Und nun? Hebel eingesteckt, Probefahrt, geht. Alles vorkonfiguriert, wie bei Opel. Nach einer halben Stunde und mit 58 Euro weniger auf dem Konto verließ ich den Hof. Die Aussparung in der Verkleidung habe ich später selbst gemacht. Die nächste lange Reise kann kommen!

Was sonst noch passierte

Der Ölstandssensor meldet immer noch gelegentlich einen Ausfall, und in den letzten kalten Tagen des Januar meldeten sich auch wieder die quietschenden Bremsen zu Wort. Wenn’s weiter nichts ist!