Wie im Impressum steht, haben meine Frau und ich fast 12 Jahre auf ein Auto verzichtet. Als die Entscheidung fiel, jetzt ist "Schluss mit lustig", - gemeint war der ÖPNV - gingen wir ganz entspannt und ohne Vorurteile oder Sympathien an das Thema Auto heran. Wir standen nicht unter Zeitdruck und genossen das neue Hobby sonntags Autohäuser zu besuchen und Probe zu sitzen. Besonders unsere fünfjährige Tochter war davon angetan.

Fest stand nur, es muss ein Kombi und halbwegs umweltfreundlich sein. Die Klasse von Galaxy, Sharan etc. schied von vornherein aus, weil für uns zu gross, zu teuer und laut VCD nicht gerade als umweltfreundlich eingestuft.

Das mit der VCD-Umweltliste ist eh so eine Sache, Autos die als umweltfreundlich gelten sind in der Regel nicht immer familienfreundlich. Man muss da schon arge Kompromisse mit seinen Gewissen machen. Nach kurzer Zeit stand fest, das unser neuer Wagen ein Grossraumkombi sein wird. Also schauten wir uns diese Autos genauer an.

Die Kandidaten

Renault Kangoo

Ist zwar ein geräumiges Auto, aber mich störte es, dass beim Ein- und Aussteigen das Lenkrad jedes Mal mit meinen Knie kollidierte. Zudem ließ sich der Fahrersitz nicht weit genug nach hinten schieben.

Citrön Berlingo / Peugeot Partner

Es sind nahezu baugleiche Autos und gefielen mir schon einen Tick besser als der Kangoo.

Fiat Doblo

War beim Probesitzen eindeutig der beste Wagen. Hat einen höhenverstellbaren Sitz und serienmäßig vier Airbags vorne. Die Sitzposition war für mich als 1,95 m Mensch einigermaßen bequem.

Opel Zafira

Lässt sich nicht mit dem bisherigen Favoriten Doblo vergleichen, ist aber zum Sitzen recht bequem. Sieben Sitze sind ja ganz nett, aber wie oft braucht man die? Dafür Stauraum satt, nicht schlecht. Sieht aus wie eine Miniausgabe seiner grossen Vorbilder Galaxy, Sharan und Co, irgendwie langweilig, nichts Markantes an dem Auto.

Weder meiner Frau noch mir gefiel er, dann doch lieber den Doblo der schon etwas eigenwilliger mit seiner Frontpartie und Bauklötzchenform daher kam. Außerdem hatte er Schiebetüren hinten, praktisch in engen Parklücken.

Fiat Multipla

Für diesen Wagen hatten wir uns eigentlich gar nicht interessiert. Aber es kam, wie es kommen musste. Beim Fiat-Händler hatten wir akribisch den Doblo untersucht und waren zu dem Entschluss gekommen, das ist unser Auto.

Dann fiel mein Blick auf einen Multipla der neben dem Doblo stand. Uuuh dachte ich, der sieht aber lustig aus. Multipla? Das ist doch der, den Keiner haben will, egal, mal rein setzen und Türe zu. Eeeh, ist das ein Tanzpalast, ein Spaceshuttle oder ein Bus? Nein, es ist ein Multipla, der geräumigste PKW den ich bis dahin gesehen hatte. Total bequem, alles passte wie massgeschneidert, weil es ergonomisch gebaut ist. Das sind Kleinigkeiten die ein Auto ausmachen. Meine Frau sagte nur "ist der knubbelig" und war etwas skeptisch wegen der scheinbaren Größe. Dabei hat der Multipla Golfformat. Sechs Sitze alle mit Dreipunktgurten und für den wöchentlichen Einkauf ist noch genug Kofferraum vorhanden. Es war Liebe auf den ersten Blick, schade dass er keine Schiebetüren hat. Prospekt mitgenommen um es in Ruhe zu studieren, ja und dann kam die Sache mit dem Erdgas.

Warum ein Erdgasauto?

Den Fiat Multipla gibt es als Bipower (Erdgas/Benzin) oder als Blupower (Erdgas), neben den konventionellen Benzin- und Dieselvarianten. Schön und gut, aber wo tankt man Erdgas? Überraschend war die Feststellung das nur zwei Kilometer von uns entfernt eine Erdgastankstelle ist und dass es zu diesem Zeitpunkt 280 weitere in Deutschland gab.

Es folgte eine Woche intensives Beschäftigen mit dem Thema Erdgasauto, dann stand fest, wir machen das. Es sollte ein Bipower sein, ein reines Erdgasauto erschien uns noch zu früh. Denn trotz schnell wachsenden Tankstellennetz leisten Erdgasfahrer noch immer Pionierarbeit. Aber dafür fährt man einen umweltfreundlichen Kraftstoff und der ist auch noch bis 2009 teilweise von der Mineralölsteuer befreit. Dazu kommt noch, dass Erdgasautos zur Zeit kräftig gefördert werden, mit Beihilfen zum Kauf oder ein Jahr lang umsonst tanken. Alles Gründe, die dafür sprachen.

Der Kauf

Der Kauf ging schnell über die Bühne. Am Samstag dem 15. Juni 2002 gingen wir nach Centro Automobile in Düsseldorf mit der Absicht einen Bipower zu kaufen. Der Verkäufer bot uns eine Tageszulassung für 18.900 Euro an. Einen silbergrau-metallic Bipower SX mit Klimaanlage, Radio, Einparkhilfe und anderen Extras, der Listenpreis mit dieser Ausstattung ist etwa 23.500 Euro. Wir sagten zu und eine Woche später am 21. Juni konnten wir den Wagen abholen.

Da stand er nun unser Bipower mit 35km Laufleistung und wartete auf seine neuen Besitzer. Nach kurzer Einweisung durch den Verkäufer fuhren wir los.

Seite drucken

Monatsbericht Juli 2002