Das Automatikgetriebe gibt auf.

Langzeittest VW Touran
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Monatsbericht Mai 2015


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Das Automatikgetriebe gibt auf.

Der Touran wird abgeschleppt. Ein unschönes Ende

Eigentlich wäre dieser Bericht eine gute Gelegenheit, zum Abschluss noch einmal die Vor- und Nachteile des VW Touran aufzuarbeiten und die Monatsberichte bei Langzeittest mit einem Fazit zu beenden.

Doch es solle ganz anders kommen …

Der Hintergrund

Mit meinem Touran gibt es schon seit einer Weile Probleme mit dem Automatikgetriebe, welches genauer gesagt ein Doppelkupplungsgetriebe bzw. Direktschaltgetriebe ist (üblicherweise als DSG abgekürzt).

Beim Schalten vom zweiten in den dritten Gang kam es immer wieder zu Rucklern, so als würde das Getriebe nicht richtig einkuppeln. Ich habe lange gebraucht, um meiner Werkstatt zu beweisen, dass es beim Fahren tatsächlich ruckelt. Wirklich viel wurde allerdings nicht getan, außer Messwerte auszulesen und eine neue Firmware aufzuspielen.

Beim letzten Besuch (siehe mein Monatsbericht vom April), konnte ich nach dem Termin tatsächlich ein besseres Verhalten feststellen. Das war jedoch nicht von Dauer.

Das Ruckeln kehrte nämlich wieder zurück (bzw. war nie ganz weg).

Die Panne

Kurz vor der Rückgabe des Tourans (bei dem es sich um einen Firmenwagen handelt), kam es bei etwa 86.000 Kilometern Laufleistung zu einer Panne.

Die gelbe Lampe zeigt eine Störung an.
Die gelbe Lampe zeigt eine Störung (Katalysator) an.

Wir waren am 1. Mai unterwegs zu Bekannten. Kurz vor der Ankunft wollte ich wenden, um auf einen Parkplatz zu fahren. Das Rückwärtsfahren klappe noch, beim Vorwärtsfahren bewegte sich das Auto keinen Zentimeter mehr.

Ich versuchte daraufhin mehrfach, die Gänge zu wählen, doch Nichts ging mehr. Beim "Neustart" des Wagens wurde dann, wie oben im Bild zu sehen, eine gelbe Lampe angezeigt. Wesentlich drastischer war jedoch ein anderes Symbol bei der Wahl eines Ganges.

Auswahl des ersten Ganges.
Im Display in der Mitte zeigt "D1" an, dass der erste Gang ausgewählt wurde.

Anstatt einzukuppeln, wurde jedoch ein blinkender Schraubenschlüssel angezeigt, d.h. es war abwechselnd der gewählte Gang (z.B. "D1") und der Schlüssel zu sehen. Fahren konnte man nicht mehr.

Getriebestörung.
Das sieht nach einer Reparatur aus.

Inanspruchnahme der Mobilitätsgarantie

Nun ja, die Panne trat immerhin nicht auf der Autobahn auf. So konnten wir die Kinder zu den Bekannten bringen und ich verständigte den Pannendienst von VW.

Die Kontaktaufnahme ging sehr schnell und ich wurde gleich mit jemand verbunden, der sich das anschauen sollte. Letztendlich musste unser Touran abgeschleppt werden.

Vorbereitung zum Abschleppen.
Vorbereitung zum Abschleppen.

VW rief mich zwischendurch an, um sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Ich konnte mitteilen, dass gleich ein Abschleppwagen da sei (später rief VW nochmal an, um sicherzustellen, dass tatsächlich jemand da gewesen war).

In der Tat kam der Abschlepper trotz Feiertag innerhalb einer guten halben Stunde nach dem Anruf bei VW!

Der Touran wird abgeschleppt.
Hier hängt Hightech Made in Germany am Haken.

Der Mitarbeiter mit dem Abschleppwagen plauderte während der Fahrt etwas aus dem Nähkästchen und erzählte uns, was der ADAC für die Abholung bezahlt hätte (für den er früher gefahren ist) und was VW zahlt. Dazwischen liegen Welten, vor allem weil VW für den Feiertag einen Zuschlag zahlt, der ADAC anscheinend nicht.

Solche Dinge sind durchaus interessant, da die Mitgliedschaft beim ADAC nicht wirklich günstig ist. Andererseits hat die Inspektion beim VW-Händler, die Voraussetzung für die Mobilitätsgarantie ist, auch ihren Preis.

Der Rest lief ebenfalls ohne Probleme. Im Rahmen der Mobilitätsgarantie erhielten wir einen Audi A4 Avant als Ersatzwagen.

Protokoll zur Inanspruchnahme der Mobilitätsgarantie.
Protokoll zur Inanspruchnahme der Mobilitätsgarantie.

Ersatzwagenvereinbarung.
Ersatzwagenvereinbarung im Rahmen der Mobilitätsgarantie.

Am Montag sollte ursprünglich der Touran abgeholt und der Nachfolger geliefert werden. Zumindest Letzteres klappte, so dass wir den Leihwagen innerhalb der Frist von drei Tagen zurückgeben konnten, ohne dass zusätzlichen Kosten entstanden.

Die beteiligten Mitarbeiter (inklusive der VW-Hotline) waren dabei stets sehr freundlich und wickelten alles professionell ab.

Die Reparatur

Am nächsten Tag erfuhr ich von der Werkstatt, wo nun der Touran stand, dass die Mechatronik für das Getriebe ausgetauscht werden muss. Der Kostenpunkt liegt bei 2.000 Euro.

Später stellte sich heraus, dass VW 100% der Materialkosten und 50% der Arbeitskosten auf Kulanz übernahm. Den Rest durfte die Leasingfirma übernehmen.

Neues Getriebe

Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass damit das Problem nicht beseitigt war. Es musste ein neues Getriebe eingebaut werden. Die Kostenübernahme erfolgte wie bei der Mechatronik.

Fazit

Im Internet liest man, dass VW zum Teil massive Qualitätsprobleme mit dem DSG hatte. Angeblich betrifft das nur China. Aber kann man sich da sicher sein?

Bei meinem Touran ist das Getriebe nach rund 86.000 Kilometern kaputt gegangen.

Was mich dabei massiv stört: Das war ein Ausfall mit Ansage. Die letzte Begutachtung durch einen VW-Händler lag gerade einen Monat zurück. Ob das Ruckeln mit dem Defekt zusammenhängt, kann ich nicht beweisen, aber ich vermute, dass es der Fall ist.

Wenn also ein Käufer das Getriebe mehrfach moniert und VW so lange wartet, bis es kaputt geht, dann ist das kein feiner Zug. Im Gegenteil: Ich erwarte bei solchen Problemen, dass man sich professionell darum kümmert. Unserer Werkstatt kann ich da wohl keinen Vorwurf machen. Ich denke, dass VW vorgibt, wann ein Getriebe repariert bzw. ausgetauscht werden darf.

Hätte ich selber 50% der Arbeitskosten übernehmen müssen, wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, meine Rechtschutzversicherung in Anspruch zu nehmen. So wurden die verbliebenen Kosten in unbekannter Höhe durch die Leasingfirma übernommen. Da ich schon einmal einen Totalschaden eines Getriebes mitbekommen habe, schätze ich die Kosten auf 7.500 Euro, mit der Mechatronik wären das fast 10.000 Euro. Damals durfte sich übrigens ein Fahrzeughersteller aus Rüsselsheim an den Kosten beteiligen. Andere Hersteller können auch schlechte Getriebe bauen und dann dem Kunden einen Teil der Kosten aufdrücken, obwohl das Getriebe wartungsfrei sein soll und so viel kostet wie ein einfacher Kleinwagen.

Ich denke, dass 86.000 Kilometer und ein Alter von drei Jahren ein Automatikgetriebe nicht überfordern sollte. Das Internet bietet allerdings zu diesem Thema (wie immer) Horrorgeschichten, auch zu Motoren (Einspritzdüsen) und anderen Dingen, so dass man sich besser gar kein Auto kaufen sollte.

Ich bin von der Art und Weise, wie mit dem Ruckeln des DSG bei meinem Touran umgegangen wurde, nicht zufrieden und sollte jemand von VW diesen Text durchlesen, dem sei gesagt, dass VW bei den Verkaufszahlen und Gewinnen momentan nicht besonders gut da steht (im Vergleich zu den Töchtern, insbesondere Skoda) und ich nach diesem Erlebnis nicht wirklich Werbung für VW machen kann, weder hier bei Langzeittest, noch im Bekanntenkreis.

Da ich mich als neuen Firmenwagen wieder für einen Touran entschieden habe (lange vor dem Ausfall des Getriebes), hoffe ich, dass es einer der berühmten Einzelfälle war.

Zum Schluss

Das unsägliche Ende hat mir den Spaß am Touran durchaus vermiest. Denn es handelt sich dabei um ein gut durchdachtes Auto, welches ideal für Familien ist. Es ist nicht zu klein oder zu groß, Ausstattung und Technik überzeugen und die Fahreigenschaften sind tadellos.

Da könnte man über das höhere Preisniveau hinwegsehen — wenn nicht die Geschichte mit dem Getriebe passiert wäre, meiner Meinung nach ein Ausfall mit Ansage.

Das kann man als Pech sehen, aber dem betroffenen Käufer dürfte das in der Regel finanziell ziemlich wehtun. Für mich persönlich hat das Thema ein unschönes Ende genommen. Das kann und sollte man nicht verallgemeinern. Aber dass man an dem Getriebe nichts machen konnte und es dann zum Totalschaden kommen musste, finde ich nicht akzeptabel.

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